Bürgerversammlung 12.03.2019

Ein Schritt zum neuen Nahwärmekonzept
– Infoveranstaltung zum Thema Nahwärme in Neunkirchen –
– Ergebnisse der Quartiersanalyse vorgestellt –

– Nun sind die Bürger gefragt –

„Nahwärme für Neunkirchen“ – zu dieser Informationsveranstaltung hatte die Gemeindeverwaltung die Bevölkerung am 12. März in die Turnhalle eingeladen. Dass dieses Thema buchstäblich „bewegt“, konnte man unschwer an der Resonanz feststellen, denn die Halle war fast voll besetzt.

Bürgermeister Bernhard Knörzer unterstrich in seiner Begrüßungsrede, dass die Zeit mehr als reif für neue Wärmekonzepte sei. Mit der griffigen Formel 70-70-30 erläuterte er den aktuellen Stand in der Gemeinde: 70% heizen mit Öl, 70% der Heizungen sind über 30 Jahre alt und rund 30.000 € müsste ein Hausbesitzer für die Erneuerung der Heizungsanlage und weitere energetische Maßnahmen einplanen. Mit dem Bau eines Nahwärmenetzes könnte man in Neunkirchen gleich mehrere Vorteile zusammenführen. Neben einer zukunftsfähigen und vor allem auch CO2-neutralen Wärmeversorgung, hätte man zusätzlich auch handfeste wirtschaftliche Vorteile. Aktuell gehen, so Knörzer, über eine Mio. Euro „raus aus der Gemeinde“. Die heimische Wertschöpfung wäre durch den Einsatz von regionalem Brennmaterial, also Hackschnitzel aus dem Wald, deutlich höher.

Birgit Schwegle von der Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe, die dieses Projekt mitbetreut, wies in ihren Ausführungen mehr als deutlich darauf hin, dass der Klimawandel „auch bei uns angekommen ist“.

Die Klimaveränderung des vergangenen Jahrhunderts stellte Frau Schwegle den Anwesenden als Strichcode dar.

Bei einer Erneuerung einer Heizungsanlage muss aktuell nachgewiesen werden, dass 15% der benötigten Energie aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Ein Nahwärmenetz erfülle diese Anforderungen und sei zukunftssicher. Es reiche somit nicht, so Schwegle, „einfach die Ölheizung zu tauschen“. In Neunkirchen habe man die Chance, bei einer guten Akzeptanz und Anschlussquote an den Nahwärmenetzen die effektive CO2-Emission von 100 auf nur noch 16% zu senken. Als Idealkombination würde sich für Neunkirchen die Kombination aus Hackschnitzelheizkesseln und Photovoltaik mit Solarthermie anbieten.

Ein Nahwärmenetz sei

komfortabel und platzsparend, unabhängig, zukunftsweisend und klimafreundlich sowie effektiv und kostensparend.

Sie verwies ebenfalls auf die Möglichkeit, dass jeder Hausbesitzer über die Energieagentur Neckar-Odenwald (EAN) bei Dipl.-Ing. Uwe Ristl – auch er war an diesem Abend anwesend – jederzeit unabhängige und qualifizierte Beratung in Anspruch nehmen könne.

Wolfgang Schuler von der IBS Ingenieursgesellschaft ging anschließend auf technische Details ein. Für Neunkirchen würden sich zwei getrennte Nahwärmenetze (NWN) anbieten: Der Bereich Süd (beim THW-Heim) hätte vorwiegend öffentliche Gebäude und Gewerbe im Fokus, wogegen im Bereich Nord (bei den Sportanlagen) vorwiegend Privatgebäude anzufinden seien. Eine Anschlussquote von 70% sei anzustreben. Der Bau des NWN mit einer Länge von rund 4,5 km würde mehrere Jahre in Anspruch nehmen, am Ende könnten über 300.000 Liter Heizöl pro Jahr ersetzt werden. Die Investitionskosten von 4,8 Mio. € für NWN-Nord und 3,7 Mio. € für NWN-Süd wären in Hinblick auf die guten Fördermöglichkeiten „tragbar“. Für den Hausbesitzer sind aktuell Anschlusskosten von 9.520 € inkl. Übergabestation geplant, für die Verlegung der Wärmeleitung ohne Übergabestation (für einen späteren Anschluss, wenn die aktuelle Ölheizung noch weiterbenutzt werden soll) ungefähr die Hälfte. Hinzu kämen noch überschaubare Kosten für die Umrüstung der Heizungsanlage. Kosten und Platz für den Öltank sind dann hinfällig.

Konrad Nübel von der IBS Ingenieursgesellschaft konnte über zahlreiche Erfahrungen aus einem bereits laufenden Projekt, in Loßburg bei Freudenstadt, berichten. Besonders wichtig bei einem solchen Projekt sei es, die Bürgerschaft buchstäblich „mitzunehmen“ und immer auf dem Laufenden zu halten. Infoveranstaltungen und Informationsmaterial seien hier genauso wichtig, wie eine spezielle Ansprechperson.

Hierauf wolle man, so Bürgermeister Knörzer anschließend, in Neunkirchen einen sehr großen Wert legen. Deshalb hatte man auch für diesen Abend ein „Info-Postkärtchen“ vorbereitet, mit dem Bürgerinnen und Bürger ganz unverbindlich ihr Interesse an den Anschluss an das Nahwärmenetz kundtun können.

Überhaupt sei es das wichtigste, alles transparent und gemeinsam anzugehen.

Neben der klimafreundlichen Wärmeerzeugung und der beträchtlichen Steigerung der heimischen Wertschöpfung, hätten Nahwärmekunden noch weitere Vorteile:

  • Eine hohe Versorgungssicherheit,
  • Platzgewinn im Keller durch den Wegfall des Öltanks,
  • kein Ölgeruch im Haus,
  • Kostenersparnis durch eine eventuelle Stilllegung des Kamins und
  • Unabhängigkeit von der künftigen Ölpreisentwicklung.

Somit sei seine Empfehlung: „Nachwärme für Neunkirchen – jetzt!“. In Seckach-Großeicholzheim könne man ein Nahwärmenetz als Genossenschaftsmodell, basierend auf einer Biogasanlage, besichtigen. Es folgte abschließend die „Frageviertelstunde“ für die Bürgerschaft, die auch rege genutzt wurde.

Die Informationsveranstaltung „Nahwärme für Neunkirchen“ war gut besucht. Interessante Zahlen und Fakten gab es von: Bürgermeister Bernhard Knörzer, Dr. Daniel Löffler (IBS), Konrad Nübel (IBS), Birgit Schwegle (Geschäftsführerin UEA), Wolfgang Schuler (Geschäftsführer IBS), Uwe Ristl (EANOK), Karsten Thiel (UEA).                                                              Foto: Martin Hahn, EAN

 

Text: Martin Hahn, EAN