Jetzt kommt es auf die Bürger an: Nach umfangreichen Investitionen und einer „Corona-Delle“ hoffen die Anteilseigner des Neunkirchener Bürgermarkts auf eine Geschäftsbelebung.

Der Bürgermarkt Neunkirchen wird seit 2012 von einer eingetragenen Genossenschaft (eG) getragen, deren 301 Mitglieder 655 Geschäftsanteile à 150 Euro halten. Bei der jährlichen Generalversammlung am 28. September 2021 zeigte sich beim Jahresabschluss 2020 ein weniger erfreuliches Bild. Denn zum einen wurden umfangreiche Netto-Investitionen von etwa 92.000 Euro für die Neugestaltung des Marktes mit Marktcafé getätigt. Zum anderen war dafür eine umbaubedingte zweiwöchige Schließung notwendig, die negative Auswirkungen auf den Gesamtumsatz hatte. Insgesamt ging der Umsatz von 698.000 Euro im Jahr 2019 auf rund 673.000 Euro zurück. Der Jahresfehlbetrag wird auf das Ergebnis von 2021 vorgetragen.

Bernhard Knörzer, Bürgermeister von Neunkirchen und gleichzeitig ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Bürgermarkt eG, erläuterte die Maßnahmen und die Umsatzentwicklung. Erfreulich war, dass die Umbaukosten nur teilweise durch ein Darlehen von 30.000 Euro finanziert wurden. Knapp 60.000 Euro kamen durch Förderungen und ein so genanntes Crowd-funding, also das Einsammeln von Spendengeldern, zusammen. Die Arbeiten haben sich gelohnt, denn jetzt können sich die Marktbesucher an der großzügigen Fleisch- und Wursttheke, an der Bäckerei- und an der Molkereitheke mit einem erstaunlich breiten Frischwarenangebot eindecken. Das neu gestaltete Marktcafé lädt zu einem Vesper oder einem gemütlichen Kaffeestündchen im Kreis von Nachbarn und Freunden ein. Gerade ältere Menschen versorgen sich überwiegend im Bürgermarkt aus einem Angebot von 2.500 Artikeln für die ganze Woche, ohne auf ein eigenes Auto oder den Bus angewiesen zu sein. Dazu kommen die Kunden von außerhalb, die das Angebot an regionalen Lebensmitteln aus den Betrieben der Bio-Musterregion Neckar-Odenwald schätzen.

Statistisch gesehen kauften im Jahr 2019 täglich 265 Kunden im Bürgermarkt ein; im Jahr 2020 fiel die Kundenzahl auf unter 250. Diese ließen mit durchschnittlich 10,44 Euro pro Einkauf jedoch etwas mehr Geld im Markt. Die Gründe für den Käuferrückgang sah der Vorstand im veränderten Einkaufsverhalten unter der Corona-Pandemie. Denn nach einem ordentlichen Jahresbeginn mit Monatsumsätzen zwischen 50.000 und 70.000 Euro fiel die Umsatzkurve im April steil ab und erholte sich erst im November 2020 wieder. Dazu kamen höhere Lohnkosten, weil die zwölf Mitarbeiterinnen die Arbeit der Ehrenamtler bedingt durch die Corona-Beschränkungen mit übernehmen mussten.

Der ehemalige Neunkirchener Bürgermeister und ehrenamtliche Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Schirk erklärt den Umsatzeinbruch auch mit den coronabedingt weggefallenen Familien-, Schul-, Vereins- und Kirchengemeindefeiern, deren Organisatoren sich normalerweise mit Lebensmitteln vom heimischen Bürgermarkt ausstatten. Einmal mehr machte sich Schirk für den Bürgermarkt stark: „Die genossenschaftliche Einrichtung erfüllt seit ihrer Gründung eine äußerst bedeutende Aufgabe im Bereich der Daseinsvorsorge der Gemeinde Neunkirchen“, führte der Aufsichtsratsvorsitzende aus. „Mit weit reichenden Auswirkungen auf die kommunale Infrastruktur und das soziale Miteinander stellt sie für die Bürgerinnen und Bürger eine wesentliche und deshalb unverzichtbare Einrichtung dar.“ Schirk betonte, man habe zukunftsorientierte Investitionen wie Klimageräte zum Schutz verderblicher Waren und die Umgestaltung des Marktes getätigt, sehe gemeinsam mit dem Vorstand die Finanzlage mit Sorge, wolle aber das Vermögen der Genossenschaft in den kommenden Jahren Zug um Zug wieder erhöhen.

Vorstand Bernhard Knörzer gab Hinweise dazu, wie das gelingen kann: Zum einen stehe das Team aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern fest hinter dem Bürgermarkt. Zum anderen hoffe man auf die Anziehungskraft des tollen erweiterten Sortiments und der jahreszeitlichen Angebote wie Frischfisch zu Ostern, Blumen im Sommer und weiterer Aktionen. Jetzt komme es auf die Bürgerschaft an, die mit ihrem Einkaufsverhalten dafür sorgen könne, dass der Markt als Einkaufsmöglichkeit am Ort erhalten bleibe. Mit einem angestrebten Umsatz von 700.000 Euro und im besten Fall mit 750.000 Euro könne sich der Bürgermarkt tragen und die Miet-, Energie-, Lohn- und sonstigen Kosten erwirtschaften. Selbst anstehende Lohnsteigerungen könnten aufgefangen werden. Mit prognostizierten 684.000 Euro Jahresumsatz 2021 sei man auf einem guten Weg. Die Monatsumsätze bewegten sich nach einem schwachen Start Anfang 2021 ab Juni wieder in die richtige Richtung.

Die Generalversammlung nahm Kenntnis vom Prüfbericht des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes und stellte den Jahresabschluss 2020 einstimmig fest. Vorstand und Aufsichtsrat wurden entlastet. Als neue Aufsichtsräte wurden Wolfgang Schirk, Karlheinz Emig, Karl Farkas, Dietger Schwittay, Andreas Spohrer und Katharina Werner einstimmig gewählt. Sven Awe schied aus dem Aufsichtsrat aus.

In der anschließenden nichtöffentlichen Sitzung bestellte der Aufsichtsrat Bernhard Knörzer und Meike Frey zu ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern. Silke Hamm schied auf eigenen Wunsch aus gesundheitlichen Gründen aus dem Vorstand aus.

Adresse: Kronenstraße 11, 74867 Neunkirchen

Öffnungszeiten:

Mo-Fr 8:00 Uhr bis 13:00 Uhr, 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr (Mittwoch Nachmittag geschlossen)

Bäckereitheke schon ab 6:00 Uhr; Samstag 7:30 Uhr bis 12:30 Uhr, Bäckereitheke schon ab 6:00 Uhr.

Mehr Infos unter www.buergermarkt-neunkirchen.de