Winterwetter, Strom und Wärme

Gemeinderat Neunkirchen beschloss Nahwärmevergaben, Konzessionsvertrag und Bau der Heizzentrale

Passend zum kalten Winterwetter hatte der Gemeinderat Neunkirchen in seiner Januarsitzung  Themen rund um Wärme und Strom zu bearbeiten. Bürgermeister Bernhard Knörzer begrüßte Bernhard Ries, Regionalmanager Verteilnetze bei Netze BW, der dem Gemeinderat die Anpassung des Konzessionsvertrags zwischen Gemeinde und Netze BW erläuterte.

Konzessionsvertrag Stromnetz

Der Konzessionsvertrag regelt das Recht des Netzbetreibers, öffentliche Straßen, Wege und Plätze für den Bau und Betrieb der Versorgungsnetze zu nutzen. Der Verteilnetzbetreiber kann somit die Stromnetzanschlüsse der Einwohner sicherstellen; die Gemeinde erhält für diese Nutzung des öffentlichen Raums eine Konzessionsabgabe von derzeit etwa 43.000 Euro jährlich, die sich nach der gelieferten Strommenge berechnet.

Wegen der erhöhten Anforderungen an die Stromnetze haben die kommunalen Verbände, der Gemeinde- und Städtetag BW sowie der Neckar-Energieverband die Muster-Konzessionsverträge überarbeitet und angepasst. Neu ist, dass die Netzbetreiber an der kommunalen Wärmeplanung beteiligt werden müssen. Die Umsetzung der Energiewende wird als Vertragsziel benannt, außerdem wird den Kommunen ein Sonderkündigungsrecht nach zehn Jahren eingeräumt. Die Netzbetreiber werden neben anderen Verbindlichkeiten verpflichtet, bei Arbeiten an den Stromkabeln Leerrohre für das Breitbandnetz mitzuverlegen.

Umspannstation der Netze BW in Neunkirchen

Da der neue Muster-Konzessionsvertrag MKV 3.0 den Kommunen viele Vorteile bringt, hat sich das Innenministerium BW für seine Annahme ohne weitere Sachverständigengutachten ausgesprochen. Der Vertrag zwischen Neunkirchen und Netze BW besteht seit 2010 und endet 2030. Einstimmig ohne Gegenstimmen und Enthaltungen sprach sich der Gemeinderat für die Umstellung des alten Vertrags auf MKV 3.0 aus.

Statistik Strom-Infrastruktur Netze-BW

Jahr 2022 Jahr 2020
Mittelspannungsnetz Neunkirchen 12,1 km
Freileitung 3,8 km 3,8 km
Erdkabel 8,3 km 8,3 km
Anteil Kabel 68,5 % 68,5 %
Niederpannungsnetz Neunkirchen 36,6 km
Freileitung 2,1 km 2,1 km
Erdkabel 34,4 km 31,5 km
Anteil Kabel 94 % 86 %
Ortsnetzstationen 12 12
Hausanschlüsse
Freileitung 73 73
Erdkabel 635 626

Vergabe von Nahwärme-Arbeiten

Im zweiten Tagesordnungspunkt ging es um hohe Summen: Die Gemeinderäte hatten über umfangreiche Arbeiten zum Bau der Nahwärme-Infrastruktur mit Freiflächen-Photovoltaik zu entscheiden. Nach erneuter Ausschreibung von Tiefbau, Rohrgräben, Nahwärmeleitung und Glasfaser-Infrastruktur im Staatsanzeiger hatten sich erfreulicherweise sechs Unternehmen für diese Arbeiten beworben. Bei vorher kalkulierten Kosten von rund 8,5 Mio. Euro lautet das günstigste Angebot 7,7 Mio. Euro netto, bereinigt um die Kosten der Glasfaserverlegung kommen 6,826 Mio. Euro auf den Eigenbetrieb Energie Neunkirchen zu. Die Glasfaserarbeiten zum Preis von 874.000 Euro werden von der BBV Deutschland GmbH beauftragt und getragen. Nur ein weiteres Angebot lag in dieser Größenordnung; weitere Anbieter berechnen 8,7 bis 9,7 Mio. Euro. Die IBS Ingenieurgesellschaft in Bietigheim-Bissingen hat das ausgewählte Angebot geprüft und für gut befunden. Erfreulich ist auch, dass die anbietende Firma Schuler & Sohn GmbH & Co. KG ihren Sitz in Mosbach hat und damit aus der Region kommt.

Hohe Investitionssumme

Der Gemeinderat votierte einstimmig für die Beauftragung; die stolze Summe von 6,826 Mio. Euro fällt immerhin höher aus als der übliche Jahreshaushalt der Gemeinde Neunkirchen. Auf die Jahre 2023 bis 2026 verteilt sind für das gesamte Nahwärmeprojekt 14,766 Mio. Euro Investitionen geplant, davon sind 7,7 Mio. Euro Fördergelder, 3,1 Mio. Euro kommen aus Hausanschlussbeiträgen, etwa 0,5 Mio. Euro aus Eigenmitteln und 3,5 Mio. Euro sind fremdfinanziert.

Schornsteinanlage und Freiflächen-PV

Der Bietervergleich für die Schornsteinanlage der Nahwärme-Heizzentrale ergab nur ein wertbares Angebot, das mit gut 71.000 Euro brutto ebenfalls günstiger ausfällt als in der Vorab-Kalkulation berechnet. Der Anbieter ist die Firma Kögel Schornsteine GmbH in Backnang. Hier wurde ebenfalls einstimmig der Zuschlag erteilt. Auch das Gewerk der am nördlichen Rand Neunkirchens geplanten Freiflächen-Photovoltaikanlage wurde besprochen. Das günstigste Angebot der Firma Rheinland Solar in Neuss mit knapp 714.000 Euro erhielt einstimmig das Votum des Gemeinderats. Die Anlage soll kostengünstig Strom für die Nahwärme-Heizzentrale bereitstellen.

 

Bau der Heizzentrale

Der Gemeinderat erteilte einstimmig das Einvernehmen zum Bauantrag für die Nahwärme-Heizzentrale, die unterhalb des Neunkirchener Sportplatzes errichtet werden soll. Der Zweckbau der Heizzentrale mit Wärmespeicher und Zisterne soll in Beton- und Holzbauweise mit Pultdächern und Auffahrrampe für die Anlieferung der Holzhackschnitzel verwirklicht werden. Die Zisterne soll 600 Kubikmeter Regenwasser und Wasser aus dem Brennersbrunnen fassen; 500 Kubikmeter sind zur Beregnung des Sportplatzes in den heißen Monaten und 100 Kubikmeter als Brandlöschreserve vorgesehen.

Bestattungsvertrag

Der Gemeinderat beschloss außerdem einstimmig die Vergabe eines Bestattungsvertrags an das Unternehmen Himmelhan in Eschelbronn, nachdem die Firma Bender in Aglasterhausen den Vertrag zum Jahresende 2023 aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt hatte. Zum Vertrag gehören Dienstleistungen wie das Öffnen und Schließen von Gräbern, der Abtransport von Boden und der Einsatz von erforderlichen Maschinen. Die Kostensteigerung von etwa neun Prozent war laut Verwaltung zu erwarten gewesen und vertretbar.

Spenden und Baugesuch

Weiterhin genehmigte der Gemeinderat die Annahme einzelner Spenden zugunsten der Jugendarbeit, der Landschaftspflege und zu weiteren Zwecken. Ein Baugesuch im Neubaugebiet „Vorderer Grund II“ in Neckarkatzenbach wurde dem Gemeinderat zur Kenntnis gegeben.

Informationen des Bürgermeisters

Nach Zustimmung von KVJS und UKBW kann der Waldkindergarten an der ehemaligen Saatschulhütte zum 1. März 2024 seinen Betrieb aufnehmen. Die Außenanlagen werden fertiggestellt, sobald die Witterung das zulässt.

Der Spatenstich für die Nahwärme-Heizzentrale soll schon Mitte März 2024 erfolgen.