Energie im Fokus

Gemeinderat Neunkirchen vergab letzte Gewerke für die Nahwärme – Gemeinde übt Vorverkaufsrecht aus

Die Maisitzung des Gemeinderats war wieder einmal gut besucht, und diesem Interesse der Bevölkerung sprach Bürgermeister Bernhard Knörzer seine Anerkennung aus. In der letzten Sitzung des bestehenden Gemeinderats vor den Kommunalwahlen bestimmten die Gemeinderäte über Ausgaben in Sachen Nahwärme und besprachen weitere Energie- und Bauthemen.

Nahwärmeversorgung

„Die Arbeiten für die Nahwärmeversorgung gehen gut voran“, erklärte Bürgermeister Knörzer. Vier wichtige Gewerke waren noch zu beauftragen, wobei alle Angebote vorher vom Ingenieurbüro IBS geprüft worden waren: Einstimmig wurden die Regelungstechnik mit Schaltanlage in der Nahwärmezentrale für gut 70.000 Euro brutto, die Heizungstechnik inklusive Wärmepumpenanlage für knapp 900.000 Euro und die technische Wärmedämmung für gut 65.000 Euro vergeben. Auch die Holzbau-, Dachdecker- und Klempnerarbeiten wurden ohne Nein-Stimmen und Enthaltungen für gut 268.000 Euro beauftragt. Die Angebote seien teilweise günstiger als kalkuliert, sodass ein finanzieller Puffer bleibe, so Bernhard Knörzer. Dieser werde jedoch durch nicht vorhersehbare Arbeiten aufgezehrt, beispielsweise durch tiefer zu legende Leitungen.

Windenergie und Photovoltaik

Der Regionalverband Rhein-Neckar hatte die Kommunen zu einer Stellungnahme über geplante Flächen für Windenergieanlagen und Photovoltaik-Freiflächenanlagen aufgefordert. Die Stellungnahmen waren bis 13. Mai 2024 abzugeben. Daher hatten die Gemeinderäte in nichtöffentlicher Sitzung am 18. April 2024 dieses Thema schon eingehend besprochen. In Sachen Freiflächen-PV hatte der Gemeinderat keine Einwände gegen die Planung des Regionalverbands, die Verwaltung teilte jedoch mit, dass in Neunkirchen und Neckarkatzenbach eigene Freiflächen-PV-Anlagen mit 15.000 kWp Nennleistung entstehen sollen.

Anders sieht es mit der Windenergie aus: Mit Votum des Gemeinderats sprach sich die Stellungnahme gegen die neu geplanten Flächen im Bereich Neunkirchen – Breitenbronn – Schwarzach aus. Dies hat mehrere Gründe: Allgemein halten die Räte unterschiedliche Abstände zur Wohnbebauung in den Ländern Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz für ungerechtfertigt, die alle einen Anteil an den Flächen des Regionalverbands haben. Weiterhin habe man sich auf das Vorranggebiet „Hebert“ südlich von Eberbach verständigt und wolle sich an diese Übereinkunft halten. Speziell die geplanten Neuflächen hält der Gemeinderat für ungeeignet, denn hier werden sensible ökologische Flächen zerstört, wobei es am nördlichen und nordöstlichen Rand von Neunkirchen viel besser geeignete Flächen mit größerer Windhöffigkeit gibt. Daher bittet die Gemeinde in ihrem Statement den Regionalverband, lieber diese Flächen auszuweisen und auf die ausgedeuteten Flächen zu verzichten.

Kommunale Wärmeplanung

Jede Gemeinde muss bis 30.06.2028 einen kommunalen Wärmeplan vorlegen. Um Kräfte zu bündeln und Kosten zu teilen, haben sich sieben Gemeinden als „Konvoi links des Neckars“ zusammengeschlossen und Angebote für eine Planung eingeholt. Das wirtschaftlichste Angebot kam mit knapp 84.000 Euro Planungskosten von der MVV Regioplan GmbH in Mannheim. Mit dem Vorbehalt der Zusage öffentlicher Fördermittel des Landes Baden-Württemberg stimmte der Gemeinderat zu, unter Federführung der Gemeinde Obrigheim die kommunale Wärmeplanung zu beauftragen. Da Neunkirchen mit seiner Nahwärme schon in der Umsetzung der Wärmeversorgung steht, geht es nur noch um den Planungsanteil für Neckarkatzenbach. Dafür wurden schon 1.000 Euro in den Haushalt eingestellt.

Immobilie „Im Schönblick“

Auch in Sachen Kauf des ehemaligen AWO-Freizeitheims in der Straße Im Schönblick ist die Verwaltung ein Stück weitergekommen: Man wird das Vorverkaufsrecht wahrnehmen, da der Standort ungeeignet für eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete wahrgenommen wird. Stattdessen wird das Haus mit Grundstück „gebietsverträglich und entsprechend dem örtlichen Dorfentwicklungskonzept“ für eine Wohnbaunutzung vorsehen. Auch eine seniorengerechte Nutzung in Form einer Senioren-WG sei eine denkbare Lösung, erklärte Bürgermeister Knörzer. Man wolle sich aber keinesfalls der Unterbringung Geflüchteter entziehen, führte er weiter aus. In den vergangenen sechs Wochen habe die Gemeinde drei Familien mit 16 Personen in der Anschlussunterbringung aufgenommen. Außerdem wolle die Gemeinde dem Neckar-Odenwald-Kreis noch weiter entgegenkommen und einen Bauplatz im Gewerbegebiet Meistersgrund als Ausweichfläche für eine Gemeinschaftsunterkunft zur Verfügung stellen. „Die Gemeinschaftsunterkunft am ursprünglich geplanten Ort entspricht nicht dem Willen der Anwohner“, führte der Gemeinderat Dr. Andreas Spohrer auf Anfrage eines Besuchers weiter aus. Man werde sozusagen als Zwischenhändler auftreten, aber kein Abenteuer einer Eigensanierung angehen. Somit werde auch die Gemeindekasse nicht über Gebühr beansprucht.

Erneuerung Friedhofskreuz Neunkirchen

Bei Kollekten anlässlich ökumenischer Gottesdienste waren in den letzten Jahren rund 3.000 Euro für ein neues Friedhofskreuz gesammelt worden, um das wenig ansprechende Waschbetonkreuz zu ersetzen. Durch eine Erweiterung dieser Aktion als Crowdfunding-Projekt waren darüber hinaus weitere Spenden generiert worden, so dass durch die großzügige Unterstützung der Volksbank Neckartal über 21.000 € zusammenkamen. Ziel war es, dass Waschbetonkreuz durch ein gussbronzenes Kreuz, gefertigt durch die Glockengießerei Bachert, zu ersetzen. Dieses Projekt soll nun umgesetzt werden. Allerdings gebe es vermehrt Probleme mit Diebstählen, wobei die Diebe es verstärkt auf edle Metalle abgesehen haben, so Bürgermeister Knörzer. Daher beschloss der Gemeinderat, das Bronzekreuz fertigen zu lassen und dann alarmgesichert im Inneren der Friedhofshalle aufzustellen und nicht wie vorgesehen im Außenbereich des Friedhofes. Das alte Kreuz soll entweder einen neuen Anstrich erhalten oder durch ein schlichtes Holzkreuz ersetzt werden.

Das „goldene Herz“ Neunkirchens

Hauptamtsleiter Ralf Lenz stellte ein Baugesuch zur Nutzungsänderung des Gasthauses „Goldenes Herz“ in der Hauptstraße vor. Die ehemalige Gaststätte soll zur Wohnung umgebaut werden. Dabei bleibt der ortsbildprägende Charakter des Hauses erhalten, lediglich im Innenhof wird ein Fenster zur Tür umgebaut. Einstimmig stimmten die Räte für die Nutzungsänderung.

Beschlüsse aus nichtöffentlicher Sitzung

Bürgermeister Knörzer gab zwei Beschlüsse aus der nichtöffentlichen Sitzung von 18. April 2024 bekannt: Der Bürgermarkt Neunkirchen eG erhält nochmals eine finanzielle Unterstützung der Gemeinde. Außerdem wird plangemäß ein Darlehen für den Eigenbetrieb „Energie Gemeinde Neunkirchen“ aufgenommen.

Abschluss-Statement

Als Abschluss seiner Tätigkeit im Gemeinderat gab Karlheinz Emig ein Statement ab: Er habe in den vergangenen Wochen sehr negative Reaktionen zur Arbeit des Gemeinderats und der Verwaltung wahrgenommen, erklärte er. Von Seiten anderer Gemeinden gebe es jedoch Glückwünsche zur tatkräftigen, innovativen und beherzten Arbeit in Neunkirchen. „Ich bedanke mich bei meinen Kollegen und bei der Verwaltung für die vielen Aktivitäten und auch dafür, dass man Verantwortung übernimmt und mit Kritik neutral umgeht, sagte er. „Ich bitte jeden, positiv zu bleiben und unsere Projekte nicht schlecht zu reden, gerade angesichts zunehmender Gewalt gegen Politiker im Land.“

Informationen des Bürgermeisters zu den Baumaßnahmen

  • Bei Probegrabungen sichtet ein Team der Ingenieurbüros IBS und Schuler aktuell die Bestandsleitungen im Bereich Eichwald/Waldstraße. Die endgültige Trasse für die Nahwärme wird danach festgelegt.
  • Im Zeilweg und in der Pattbergstraße sind die Kanal- und Wasserleitungen im Bauabschnitt 1 Stromleitungen werden gemeinsam mit Glasfaserleitungen von der Trafostation zum Zeilweg verlegt. Nach Pfingsten soll mit den Nahwärmeleitungen im BA 1 begonnen werden.
  • Bei den Bauarbeiten wird darauf geachtet, jeweils ein Straßenzug (Karlsstraße oder Pattbergstraße) freizuhalten, sodass der Verkehr – wenn auch eingeschränkt – fließen kann.