Start in die Bauphase
Spatenstich für die Nahwärme Neunkirchen
„Für die Gemeinde Neunkirchen ist es ein denkwürdiger Tag, wir wollen gemeinsam den offiziellen Spatenstich unseres Großprojektes vornehmen“, so begrüßte Bürgermeister Bernhard Knörzer eine Vielzahl von Projektbeteiligten. Bei schönstem Frühlingswetter hatten sich Vertreter aus Politik und Verwaltung, Planungsbüros und Baufirmen versammelt. Sie alle waren gekommen, um der geplanten Nahwärmeversorgung Neunkirchens ihren Respekt auszusprechen.
Viele prominente Besucher
Die Teilnehmerschaft liest sich wie ein „Who is who“ der Politik und Wirtschaft: Neben der Bundestagsabgeordneten Nina Warken MdB, Landesminister Peter Hauk, dem Landtagsabgeordneten Jan-Peter Röderer und der Kreisrätin Simone Heitz waren die beiden ehemaligen Abgeordneten Alois Gerig MdB und Georg Nelius MdL zugegen. Auch Landrat Dr. Achim Brötel sprach ein Grußwort. Vertreter und Vertreterinnen des Generalplaners IBS Planung GmbH, der Umwelt- und Energieagenturen, der Abfallwirtschaft, des Wasserzweckverbands, des Ingenieurbüros Martin-Schnese, der Firmen Schuler, Mackmull und weiterer bauausführender Firmen – sie alle waren gekommen, um beim offiziellen Start der Bauausführung dabei zu sein.
Außerdem begrüßte Bürgermeister Knörzer die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, die Mitarbeiter aus dem Rathaus und als Vertreter der Wärmeabnehmer den Hotelier Albert Stumpf und Tamara Aydin, Einrichtungsleiterin im Pflegewohnpark „Glück im Winkel“.
Großprojekt mit Hindernissen
Neben der Versorgung von bis zu 220 Gebäuden mit Nahwärme aus Biomasse und Photovoltaik, so erklärte Bürgermeister Bernhard Knörzer, werde man in den nächsten 1,5 Jahren flankierende Baumaßnahmen wie den Aufbau einer PV-Anlage, den Vollausbau des Zeilwegs und die Mitverlegung einer neuen Glasfaser-Infrastruktur umsetzen. Mit einem Umfang von mehr als 16 Mio. Euro sei es das größte Investitionsprojekt in der Geschichte Neunkirchens. Sechs Jahre, 20 Gemeinderatssitzungen mit 55 Tagesordnungspunkten, sechs Info-Veranstaltungen, unzählige Konferenzen, Beratungen und Arbeitsstunden habe es gebraucht, um den baulichen Teil der Großmaßnahme zu beginnen.
Dabei seien zahlreiche Rückschläge durch Einschränkungen der Corona-Pandemie und enorme Preissteigerungen in Folge des Ukrainekriegs zu verkraften gewesen, berichtete Bernhard Knörzer. Nur durch erhöhte Förderungen und die Solidarität der zukünftigen Wärmekunden könne die neue Wärmeversorgung nun an den Start gehen.
Bürgermeister Knörzer dankte den Fördermittelgebern von Bund und Land insbesondere für 7,7 Mio. Euro Bundesmittel. Persönlich bedankte er sich beim Landrat Dr. Brötel als Vertreter der Genehmigungsbehörde Neckar-Odenwald-Kreis. Ein besonderer Dank ging auch an das Planungsbüro IBS Planungen GmbH, die in Sachen Vorplanungen, Grobkostenschätzungen, Ausschreibungsunterlagen und Genehmigungsverfahren hilfreich zur Seite standen. Im Hinblick auf den Gemeinderat sagte der Bürgermeister: „Es ist mutig und zukunftsweisend, solch eine Aufgabe zu schultern und die Bevölkerung entsprechend zu überzeugen und mitzunehmen. Hierfür mein großer Dank und meine Anerkennung.“ Ein dickes Dankeschön des Bürgermeisters ging außerdem an die Bürgerinnen und Bürger, die auch die deutlichen Preiserhöhungen mitgetragen hätten, sowie an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus für ihre engagierte Arbeitsleistung.
Dimension der Wärmeversorgung
Geschäftsführer Patrick Schweizer vom Generalplaner IBS Planungen verdeutlichte die Dimension des Projektes: Eine Holzfeuerung mit 1700 kW thermischer Leistung sowie 300 kW an Nutzwärme aus Abwärme werden zur Erwärmung von Wasser genutzt, die ins Nahwärme-Leitungssystem verteilt wird. Der Strom für die Wärmepumpen macht das System im Sommer unabhängig von der Holzfeuerung und kommt aus einer PV-Anlage mit 750 kWp, die ebenfalls neu errichtet wird. Der Wärmespeicher hat ein Fassungsvermögen von 1000 Kubikmeter. „Durch den Einsatz fortschrittlicher Technologien werden wir unsere CO2-Emissionen reduzieren und unseren ökologischen Fußabdruck verringern“, stellte er heraus. „Lassen Sie uns heute nicht nur den Beginn eines Bauprojekts feiern, sondern auch den Beginn einer neuen Ära der Wärmeversorgung in Neunkirchen.“ Schweizer beglückwünschte die Gemeinde zur künftigen Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und starken Schwankungen der Energiepreise. „Glückwunsch als Macher der Energiewende und zum Beginn der Nahwärmeversorgung!“, schloss er seine kurze Rede.
Grußworte der Politiker
Den Beitrag zur Wärmewende stellten auch die Bundestagsabgeordnete Nina Warken und der Landesminister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk heraus: „Spätestens seit dem Ukrainekrieg möchten wir unabhängiger von fossilen Energieträgern und Preisschwankungen sein“, sagte Nina Warken. „Daher ist es eine weit reichende Entscheidung des Gemeinderats, auf Nahwärme zu setzen und dabei die Bürger mitzunehmen.“ Minister Peter Hauk ergänzte: „Eine neue Infrastruktur ist auf diesem Weg notwendig. Daher ist es beispielgebend, mit der Nahwärme voranzugehen und dabei die Chance auf Förderprogramme zu ergreifen.“
Landrat Dr. Achim Brötel griff diesen Gedanken auf: „Die Wärmewende ist ein besonders wichtiger Teil der Energiewende“, sagte er in seinem Grußwort. „In privaten Haushalten ist die Wärme tatsächlich sogar der größte Energiefaktor überhaupt. Deshalb brauchen wir eine nachhaltige Umstellung des Wärmesektors, um unsere ehrgeizigen Klimaziele überhaupt erreichen zu können.“
Neunkirchen zeige, so Landrat Dr. Brötel, wie man dieses Ziel erreichen könne. Das Modell „100 % Neunkirchen – Wärmeversorgung lokal, regenerativ und nachhaltig“ erfülle das Grundprinzip des eigenverantwortlichen Handelns auf mustergültige Weise mit Leben. „Dass wir überhaupt so weit sind, ist zunächst einmal dem Gemeinderat und seinem Vorsitzenden Bernhard Knörzer zu verdanken, die sich durch nichts und niemanden auf ihrem Weg haben beirren lassen“, sagte er. Entscheidenden Anteil hätten auch die Planer, Fördermittelgeber, die Energieagenturen und vor allem die Bürgerinnen und Bürger Neunkirchens. „Selbst die beste Idee funktioniert nicht, wenn sich dann am Ende keine Anschlussnehmer finden. Das haben wir ganz aktuell leider in Limbach erleben müssen.“ Dr. Brötel wünschte dem Projekt „100 % Neunkirchen“ 1000 Prozent Erfolg und der Maßnahme Gottes Segen.
Nach einem weiteren Grußwort von Sascha Kirschenlohr, Geschäftsführer des Bauunternehmens Schuler Bau in Mosbach, wünschten die beiden Geistlichen Samuel Goerke und Josef Dorbath dem Projekt Gottes Segen. Pfarrer Goerke las aus dem Psalm 118 – „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich“, Josef Dorbath betete ein Segensgebet für ein gutes Miteinander und eine unfallfreie Bauzeit. Mit einem Spatenstich eröffneten die Akteure symbolisch die Baustelle und begaben sich dann ins Bürgerhaus, um bei Kalbsragout, Kartoffelgratin und Ratatouille den Festakt ausklingen zu lassen. Schon unmittelbar nach Ostern werden die Bagger auf den Sportplatz und in die Pattbergstraße rollen und den Startpunkt für die etwa 1,5 Jahre dauernden Bauarbeiten setzen.
Fotos: Martin Hahn